"switaje, kraje neba plaje" - Der Morgen graut und ich sehe das Feuer im Himmel

Benefizlesung 

Mit Versen von Taras Schewtschenko, Ukrainischer Nationaldichter
 – zugunsten krebskranker Flüchtlingskinder aus der Ukraine in Bonn.

Sonntag, 22. Mai, 20:00 Uhr, Rheinbühne Bonn
EINTRITT AUF SPENDENBASIS!
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 ‚switaje, kraje neba plaje‘ – ‚Der Morgen graut und ich sehe das Feuer im Himmel‘: Mit diesen Bildern aus Taras Schewschenkos Dichtung „Der Traum“ sehnt sich der Maler und Lyriker (1814 Kiew, Ukraine-1861 Sankt Petersburg, Russland) eine friedvolle Zukunft für die Menschen herbei - ohne Ketten: „wo junge Männer nicht zur Armee getrieben werden, wo Frauen deswegen nicht weinen müssen.“


Bonn, 22. Mai 2022

Ein Rezept aus der Ukraine

Text von: Karla Feld

„Frieden beginnt nicht erst dann, wenn Krieg aufhört.“ So eröffnet Barbara Wegener die Benefizlesung in der Rheinbühne. „Es beginnt bei mir: Ich muss ihn aktiv gestalten.“ Und dann packt sie den ersten Text aus: „Das Rezept“. Autorin ist die Ingeborg-Bachmann-Preisträgerin Katja Petrowskaja. Das Rezept erinnert daran, wie wichtig es ist, Fragen frühzeitig zu stellen, bevor jene Menschen verschwinden, die hätten antworten können. Als sich die Erzählerin in Petrowskajas Geschichte schließlich zum Fragen durchgerungen hatte, waren die entscheidenden Personen unversehens tot.

Vorausgegangen war jedoch eine lange Zeit der Qual auf der einen und eine zu lange Zeit des Zauderns auf der anderen Seite. Die Gequälte in der Geschichte ist die verstorbene Lidija. Die Zaudernde ist ihre erzählende Nichte, die sich fortan nur noch an stummen „Quellen“ entlangtasten kann – an eben jenem Rezept zum Beispiel. Dessen Titel „Jewr Kvas“ spricht die Schauspielerin in der Lesung mit einem leisen Unterton aus, der Trauer unterdrückt, eine Trauer, die wohl auch Lidija eigen gewesen sein muss. Jedenfalls lässt Lidijas zu Lebzeiten eisern eingeübtes Schweigen darauf schließen. Lidija soll, so schildert es die Erzählung, so lange nicht von sich aus über die Kriegsjahre oder ihre jüdisch-ukrainische Herkunft gesprochen haben, bis sie schließlich taub und dann stumm geworden war.

Das Umfeld hatte sich daran gewöhnt. Man genoss ihre „saftigen, schmackhaften“ Rezepte und fragte nicht nach. „Warum“, fragt sich die Autorin, hat sie ihre Tante Lidija „so vollständig verpasst“? Barbara Wegener hebt derart langsam den Blick, dass man die Verzweiflung der Fragenden wie einen langen, tiefen Stich spüren kann.

In der nächste Szene übernimmt Partner Fabio Sorgini: Er hat sich einen bodenständig-witzigen Text Volodymyr Mulyk ausgesucht. Ironisches liegt ihm gut in der Kehle, als er eine skurrile Begegnung schildert. Darin kommt der Tod in Form eines Requisits daher, schwebt als Tür auf offenem Feld. Man kann zwar um sie herumgehen, sie jedoch nicht wegschaffen. Erst als Ivan auf die Idee kommt, die Türklinke zu drücken – mehr aus Gewohnheit, als dass er noch etwas erwarten würde – öffnet sich ein neuer Horizont: Unvermittelt zeigt sich Meeresufer, mit Wind, Möven, greller Sonne. Ein freundlicher Typ in Jeans und weißem Hemd empfängt den Gast und erteilt ihm unvermittelt einen XXXL-Auftrag, der sich in etwa so umschreiben ließe: Mach´s wie Gott – werde Mensch.

Die beiden Schauspieler von Friedakomplott haben mit ihrer Lesung einen kleinen Ausschnitt aus der ukrainischen Literatur aufleben lassen. Es klingt wahnwitzig, während parallel so vieles, was daran an ihrem Entstehungsort erinnert, in Schutt und Asche geschossen wird. Umso dringender wäre eine nicht abreißende Serie an Lesungen, die dazu ermuntern, noch solidarischer und noch aktiver für den Frieden einzustehen.

Die Lesung des Zwei-Personen-Ensembles war frei. Spenden sind auch nachträglich an zwei Hilfsprojekte für ukrainische Kriegsopfer möglich:

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